Hat sich das Homeoffice in Leipzig etabliert, geht der Trend zurück zur Präsenzarbeit oder kommen Menschen nur an einigen Tagen wieder ins Büro? Die Berichte zu diesem Thema widersprechen sich. Wir können, mangels Ressourcen, keinen Trend erforschen, aber wir können noch einmal die gleichen Firmen wie im letzten Jahr nach ihren Erfahrungen fragen.
Im Dezember 2023 fragten wir, aufgrund verschiedener Berichte und Analysen wie dem „KPMG CEO Outlook 2023“, bei 30 in Leipzig ansässigen Unternehmen an, wie sie es mit Homeoffice und mobilem Arbeiten halten. Es kamen damals neun Antworten, zu wenige um einen Trend abzuleiten. Diese waren alle pro Homeoffice, wobei die meisten ein Modell der Teilpräsenz bevorzugten.
Auch Ende 2024/Anfang 2025 gab es widersprüchliche Meldungen, zumindest wenn man den Überschriften glaubt. Am 4.12.2024 meldete beispielsweise ndr.de: Homeoffice: „Trend geht wieder mehr zum Büro“ und bereits am 20.08.2024 hatte die ifo Konjunkturumfrage ergeben: „Nur 4 % der Unternehmen wollen Homeoffice wieder abschaffen“.
Liest man beide Meldungen aufmerksam, dann steht dort, dass das reine Homeoffice etwas abnimmt, aber der Trend zur Teilpräsenz zunimmt. Mit Teilpräsenz ist gemeint, die Beschäftigten sind zeitweilig im Büro und den Rest im Homeoffice. Die Anzahl der Präsenztage variiert dabei.
Wie sieht das in Leipzig aus?
Wir fragten also die gleichen Unternehmen wie 2023 nochmals an und bekamen diesmal 11 Antworten, allerdings teilweise von anderen Unternehmen. Über die Kriterien für die Auswahl der Unternehmen haben wir 2023 ausführlich geschrieben.
Eine kurze generelle Anmerkung zu Beginn, die DHL Group und die Deutsche Telekom verwiesen in ihren Antworten darauf, dass Homeoffice nur für den Teil der Beschäftigten sinnvoll und möglich ist deren Aufgabenprofil das zulässt. Es versteht sich von selbst, dass der Briefträger oder der Außendienstmonteur kein Homeoffice machen können. Gleiches gilt für Beschäftigte in der Produktion, Homeoffice, mobiles Arbeiten bzw. Arbeiten in Teilpräsenz ist für einen großen Teil der Arbeitenden keine Alternative.
Was haben wir gefragt?
Es waren prinzipiell die Fragen aus 2023, mit einigen Ergänzungen:
1. Haben Sie weitere, dafür geeignete, Arbeitsplätze ins Homeoffice verlagert, oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Präsenzarbeit zurückgeholt?
2. Haben Sie reine Homeoffice-Arbeitsplätze abgebaut und dafür Teil-Präsenzpflicht eingeführt?
3. Gibt es für Sie neue Erfahrungen, u. a. betreffs Effektivität, im Homeoffice gegenüber der Präsenzarbeit?
4. Planen Sie die Rückkehr aus dem Homeoffice in die Präsenz- bzw. Teil-Präsenzarbeit? Wenn ja, welche Gründe gibt es dafür?
5. Sollten Sie eine Rückkehr in die Präsenz- bzw. Teil-Präsenzarbeit planen, sehen Sie dafür Anreize für die Beschäftigten vor?
6. Ist für Sie das Homeoffice bzw. hybride Arbeiten zukunftsfähig?
Die Antworten folgten zum größten Teil nicht der Struktur der Fragen, das war auch nicht wirklich erforderlich. Wir beschränken uns auf Auszüge, die uns wichtig erscheinen.
Auszüge aus den Antworten
Eine Antwort war kurz und wenig aussagekräftig: „Wir haben inzwischen das mobile Arbeiten neu geregelt, möchten dazu aber keine öffentliche Kommunikation publizieren.“ Ein anderes Unternehmen hat am Standort Leipzig einen reinen Produktionsstandort, deshalb spielt Homeoffice dort keine Rolle.
DHL Group: „Für Mitarbeitende, deren Tätigkeitsbereich es zulässt, besteht die Möglichkeit des ortsflexiblen Arbeitens innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland. Die zugehörige Betriebsvereinbarung haben der Betriebsrat Zentrale und die Arbeitgeberin bereits vor einigen Jahren abgeschlossen. Diese beschreibt Rahmenbedingungen und Regelungen für ein ortsflexibles Arbeitsmodell: Mitarbeitende, die am ortsflexiblen Arbeiten teilnehmen, können an bis zu drei Tagen pro Woche ortsunabhängig arbeiten.“
Deutsche Telekom: „Für Büroarbeitende sind wir der Meinung, dass die Zukunft der Arbeit hybrid ist. Dafür haben wir schon lange vor der Pandemie eine Regelung für mobiles Arbeiten etabliert. […] Um insbesondere das persönliche Gespräch und die spontane Kreativität in den Teams zu fördern, halten wir daher für unser Unternehmen eine Präsenz an in der Regel drei Tagen für zielführend, für Führungskräfte an vier bis fünf Tagen.“
Hays AG: „Generell gilt, dass wir die Remote-Work-Freiheit für alle Mitarbeitenden dauerhaft aufrechterhalten. Gleichzeitig bitten wir unsere Mitarbeitenden je nach Funktion und Level, an mindestens zwei Arbeitstagen pro Woche ins Büro zu kommen.“
Deloitte GmbH: „Wir favorisieren ein hybrides Modell aus Online- und Präsenzzeiten und empfehlen bei Deloitte mobiles Arbeiten an bis zu drei aufeinanderfolgenden Tagen. […] Insbesondere dann, wenn der direkte Austausch im Vordergrund stehen – wo es um Begegnung geht, um Innovation und Interaktion – da braucht es zumeist persönliche Meetings. Wo es um den Austausch von Informationen geht, werden wir nicht zur Präsenz zurückkehren.“
VNG: „VNG hat mit einer flexiblen Homeoffice-Regelung sehr gute Erfahrungen gemacht. Mitarbeiterbefragungen zeigen regelmäßig, dass das TeamVNG die Work-Life-Balance im Unternehmen schätzt. […] Der Mix aus Büro- und Heimarbeit hat sich bei VNG nachhaltig etabliert. VNG plant aus den unter 2 genannten Gründen keine komplette Rückkehr aus dem Homeoffice in die Präsenzarbeit, sondern arbeitet auch künftig mit einem hybriden Modell.“
EXG: „Bei der EEX handhaben wir das Thema Anwesenheit im Büro unverändert flexibel. Unsere Mitarbeiter*innen können frei entscheiden, ob, wie oft und an welchen Tagen sie Mobile Working nutzen wollen.“
bbvl GmbH: „In der bbvl haben wir kein ‚klassisches‘ Homeoffice, allen Mitarbeitenden ist es möglich mobil zu arbeiten. Den Arbeitsort wählen die Mitarbeitenden mit Blick auf die inhaltliche Notwendigkeit. Trotz der Flexibilität ist es allen Mitarbeitenden wichtig, Teil des Teams zu sein und sich auch vor Ort zu treffen und auszutauschen.“
Beiersdorf AG: „Auch am Produktionsstandort in Leipzig können Mitarbeitende – abhängig von ihrer Rolle und den betrieblichen Erfordernissen – bis zu 2,5 Tage pro Woche mobil arbeiten. Reine Homeoffice-Arbeitsplätze gibt es in der Leipziger Produktion nicht. Die Kombination aus Präsenz und mobilem Arbeiten hat sich bewährt.“
IKK classic: „Seit der Einführung des flexiblen Arbeitens haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht. Diese Einschätzung hat sich in den vergangenen zwei Jahren nicht geändert. […] Wir haben gute Erfahrungen mit dem flexiblen Arbeiten gemacht und werden es beibehalten.“
Unser Fazit
Wie oben formuliert, erheben wir keinen Anspruch, einen allgemeingültigen Trend abzubilden. Aus den Antworten kann man aber schließen, dass das Arbeiten im Homeoffice bzw. in Teilpräsenz, wenn es einmal etabliert ist, auch beibehalten wird. Die Erfahrungen sind durchweg positiv, allerdings sieht der überwiegende Teil der Antwortenden die Zukunft nicht in „Homeoffice pur“, sondern in der Arbeit in Teilpräsenz.
Welche wirtschaftlichen Aspekte dabei zum Tragen kommen, etwa Einsparung von Büroflächen, wurde im Einzelfall nicht thematisiert. Es war allerdings einige Male von „desk-sharing“ in den Antworten zu lesen. Voraussichtlich treffen die Aussagen im Interview mit Carl Erik Daum von PwC, im Artikel von 2023, zu.
Wir bedanken uns bei den Unternehmen für die Antworten, vielleicht fragen wir im nächsten Jahr erneut nach.
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Es gibt 12 Kommentare
Wenn wir jetzt an einem Diskussionspunkt angekommen sind, bei dem das Entleeren der Nase mit dem bequemen Zustellen von nach Hause bestellen Konsumartikeln gleichgestellt wird, sind wir einer Einigung bestimmt sehr nah, nicht wahr?
–
> “Eben, die Wartezeit auf Ihr Gegenüber wird auch bezahlt. Ganz einfach.”
Also wenn das Verständnis Ihres Chefs vom Begriff “Erwerbsarbeit” dergestalt ist, dass zwei Leute dafür bezahlt werden, dass der Eine seine Pakete bekommt und der Andere solange wartet, könnte es sein, dass Sie entweder ein richtig cooler Chef sind, oder einem großen Missverständnis unterliegen.
–
Und die Vehemenz, mit der Sie diese, und vermutlich noch die ein oder Extravaganz im heimischen Arbeitsleben gegen jedes weitere Argument verteidigen, erklärt auf einfache Art und Weise, warum es inzwischen viele, viele Firmen gibt, die Heimarbeitern wie Ihnen und mir zunehmend misstrauen. Super Sache!
> Sondern derjenige, der diesen Arbeitszeitverstoß begeht, muss das im Zweifel erklären.
Ich für meinen Teil tracke jedenfalls meine Arbeitszeit, und wenn ich koche oder Wäsche aufhänge, buche ich mich virtuell aus.
> Wir reden über das Thema Homeoffice. Also um bezahlte Arbeitszeit.
Eben, die Wartezeit auf Ihr Gegenüber wird auch bezahlt. Ganz einfach. Wenn sich der Gegenüber die Nase schneuzt oder Taschentücher dafür holen muss, müssen Sie auch warten. Überhaupt, warum halten wir uns damit auf, gehen Ihre Gegenüber in jedem Meeting Minutenlang zur Tür oder ist das doch etwas konstruiert?
> Würden Sie mit ihrem Chef oder Chef-Chef auch so umgehen? Lassen Sie also in einem Telefonat mit Dr. Wirklichwichtig auch mal das Headset runter, weil DHL gerade anklingelt?
Ähm ja, natürlich. Das sind auch nur Menschen, die auch mal ein Paket bekommen haben. Und auch Tage im Homeoffice sind oder waren. “Entschuldigung, es hat geklingelt, ich bin sofort zurück”. Da bricht sich niemand einen Zacken aus der Krone.
Hallo fra,
die 600 W waren jetzt nur eine Annahme im Falle einer Balkonsolaranlage. Nur so als Hausnummer. Mehr geht immer, in Ihrem Fall ist ja dann fast schon egal, ob sie von dem großen Ertrag noch die 200 W (?) für IT-Ausrüstung wegnehmen oder eben nicht.
–
Hallo baschti,
> “also halten Sie sich für etwas besseres, als Ihr Gegenüber oder als der Postbote?”
> “Sonst ist aber alles OK in Ihrer Welt?”
Puh. Sind wir wieder so weit, dass andere “Welten” nichts gelten dürfen?
Wir reden über das Thema Homeoffice. Also um bezahlte Arbeitszeit. Bei diesem Thema muss ich nicht erklären, warum es mich stört, wenn andere Leute Privatkram wie “Wäsche” oder “Paket empfangen” machen. Sondern derjenige, der diesen Arbeitszeitverstoß begeht, muss das im Zweifel erklären.
Ich hab das Paket des Gegenüber nicht bestellt, ich habe auch keinerlei Verantwortung für die “Nöte” des Nachbarn von der Person, die das Paket bestellt hat. Erst Recht nicht für den Postboten, dessen bezahlter Job es ist, das Paket an Ort A oder Ort B zu bringen. Wie kommen Sie denn auf die Idee, dass ich mich für etwas Besseres hielte?
Es geht darum, dass die Person, mit der ich im Gespräch während meiner Arbeitszeit bin, mich sitzenlässt für ihre private Angelegenheiten. Wir reden hier auch gar nicht erst von hörbaren Kaffeeschlürfen am Mikro, oder in die Schnitte beißen, auch so schöne Effekte des Homeoffice. Das ist irgendwo eine Stilfrage.
Sondern wir diskutieren darüber, dass ich warten soll, weil mein Gegenüber etwas bestellt hat, was er ohne jegliche Unbequemlichkeit (“erst morgen ab 10 Uhr!”) auch sofort empfangen möchte. Und ja, das empfinde ich als unhöflich auf persönlicher Ebene. Entweder habe ich Glück, und das Paket kommt außerhalb einer Besprechung, oder ich beiße in den sauren Apfel und hole es später von woanders. Und 90 Sekunden mag es in Ihrem Fall dauern, es gibt aber auch Leute, die müssen in ihrem Einfamilienhaus erst runterlaufen, durch die Türe, durch den Vorgarten zum Tor. Es gibt auch Leute, die im Mehrfamilienhaus den Boten erst unten reinlassen und dann noch mal aufstehen, um an der Wohnungstür die Sendung entgegen zu nehmen. Beides definitiv länger als Ihre genannten 40-90 Sekunden, ich habs ja selber oft genug erlebt.
–
Was auch immer ein schöner Indikator für die Frage ist, ob das Thema mit Respekt zu tun hat: Würden Sie mit ihrem Chef oder Chef-Chef auch so umgehen? Lassen Sie also in einem Telefonat mit Dr. Wirklichwichtig auch mal das Headset runter, weil DHL gerade anklingelt? Oder geht das bloß bei dem doofen Kollegen auf gleicher Hierarchieebene; der soll sich mal nicht so haben?
> Wenn ich das Paket wegen einer Besprechung nicht annehme, dann tuts eben der Nachbar. Oder es landet in der Filiale. Es ist einfach nur die Bequemlichkeit des Empfängers, die mich am anderen Ende der Leitung in der Besprechung warten lässt. Kein größeres Übel, keine Unhöflichkeit dem Paketboten gegenüber, sondern einfach nur die Vermeidung von unbequemen Wegen. Dafür möchte ich nicht warten.
Ok, also halten Sie sich für etwas besseres, als Ihr Gegenüber oder als der Postbote? Damit Sie nicht warten müssen, bis “ich”, also Ihr Gegenüber, das Paket angenommen habe, soll der Postbote 2 Minuten vor der Tür warten ob noch jemand öffnet, dann das gleiche nochmal beim Nachbarn. Dann hat der Nachbar entweder die Arbeit damit oder der Postbote muss es wieder ausbuchen und in die Filiale/Packstation einbuchen. Und ich darf es dann irgendwo auslösen, im besten Fall beim Nachbar, im schlechten Fall morgen ab 10 Uhr am Ende der Stadt? Bloß damit “ich” Ihre kostbaren 90 Sekunden Zeit nicht verschwende?
Sonst ist aber alles OK in Ihrer Welt?
PS: Auch wenn Sie es nicht wahr haben wollen, der Standard im Internet ist das Du. Auch bei den Blueskys, Threads oder Xen dieser Welt. Und das auch schon in den späten 90ern, im Golem oder Heiseforum. Da war die Zeit noch weit weg von Onlineausgaben und Kommentarspalten.
Ich finde mobiles Arbeiten (Homeoffice) auch sehr gut, wichtig dabei ist aber die Arbeitsdisziplin. Das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Bei uns in der Firma funktioniert es, ohne diese erwähnten Aussetzern. Ich bin selbst 2 Tage in der Woche in der Firma, obwohl ich nur einmal pro Monat da sein müsste. Da ich zu Fuß zur Arbeit gehe, sind Reisekosten eigentlich kein Thema für mich. Zusätzlich könnte ich die Deutschlandkarte nutzen, die ich jeden Monat bezahle. Falls ich mal spontan irgend wo hin will. Was den Stromverbrauch an geht, durch PV kein Problem. Übrings bei dem Wetter wohl eher 5 kW als 600W. Der größte Vorteil für mich ist, das ich mehr Zeit für die Familie habe und uns zum Mittag gesundes Essen kochen kann. Wo ich weis was drin ist. Nichts gegen die Kantinen, die greifen gerne mal zu kostenminimierenden Zutaten zurück. Den Postzustellern kann man eine Abstellgenehmigung erteilen oder Termin ausmachen.
Hallo baschti,
ich finde, an Ihrer Reaktion kann man gut ablesen, dass es mit dem “freundlichen Du” nicht weit her ist. Kaum, dass ich meinen Wunsch nach den üblichen Regeln äußere, überspitzen Sie mit “Herr Sebastian”. Und bringen Beispiele aus niederschwelliger Internetkommunikation zwischen Leuten, die sich eh schon kennen über ICQ als Referenz. Was ja gar nicht zur Situation hier passt.
In Zeiten, in denen mich Leute mit ihrem Wunschpronomen konfrontieren, mit dem ich sie anzusprechen habe (so geschehen im beruflichen Umfeld und im Verein), sehe ich kein Problem darin, dass ich nicht ungefragt geduzt werden möchte. Dieses Duzen ist nicht “freundlich” gemeint, sondern einfach nur eine gefühlte Erleichterung für den Sender, weil das mit den Konventionen ja “alles so kompliziert” ist.
Manchmal ist es auch ein Vortäuschen von Kumpelhaftigkeit und persönlicher Nähe, um entweder im Geschäft mehr Bindung und Umsatz herzustellen, oder ein Machtgefälle zu verschleiern (berufliches Umfeld). Es ist alles okay, solange beide Gesprächspartner dem zugestimmt haben, aber es muss auch völlig in Ordnung sein, wenn ich das anders sehe. So zum Beispiel hier im Kommentarforum, wo das Siezen üblich ist, so wie auch bei ZEIT online oder wo weiß ich noch. Weil man nicht mit jedem Teilnehmer aushandeln kann, ob geduzt werden soll. Weil man sie nicht alle kennt. Weil man, normalerweise, höflich untereinander sein möchte. Oder?
Und das hat nichts damit zu tun, dass ich angeblich mit “HERR” angesprochen werden möchte. Einfach normal miteinander umgehen und gut, mehr erbitte ich mir nicht.
–
> “…oder den Postmenschen laut brüllend bitten, doch die 30 Minuten zu warten, bis das JourFixe vorbei ist. Mal sehen , ob das von Erfolg gekrönt ist. Wo ist denn da der Sittenverfall, 40 Sekunden zur Tür zu gehen?”
Warum diese Übertreibung?
Wenn ich das Paket wegen einer Besprechung nicht annehme, dann tuts eben der Nachbar. Oder es landet in der Filiale. Es ist einfach nur die Bequemlichkeit des Empfängers, die mich am anderen Ende der Leitung in der Besprechung warten lässt. Kein größeres Übel, keine Unhöflichkeit dem Paketboten gegenüber, sondern einfach nur die Vermeidung von unbequemen Wegen. Dafür möchte ich nicht warten.
–
> “Das man nicht während des Meetings zur Waschmaschine dackelt dürfte auch klar sein.”
Darum ging es doch gar nicht. Sondern dass man Leute deswegen nicht erreicht, und das im Nachhinein auch noch direkt so gesagt wird als Begründung. Christians Beschreibungen zur Ineffizienz teile ich im Übrigen komplett, genau so isses.
–
Ich komme jederzeit in den Betrieb, wenn es nötig ist. Nicht alles lässt sich mit dem Headset erledigen. Ich hatte es auch schon, dass ich einen Vorort-Termin auf Arbeit mit fünf Kollegen anberaumt hatte, und einer abgesagt hat, weil er “an dem Tag” Homeoffice hätte. Ich habe also mich und die drei Kollegen auf den Nachbartag verlegt, und wieder kam eine Absage. Mit dem Kommentar, dass er an dem Wochentag nie auf Arbeit im Büro wäre. Und warum überhaupt ein Vorort-Termin nötig sei, schließlich gäbe es Webcams.
Davon abgesehen, dass der Kollege 500 m vom Büro entfernt wohnt, treibt das Thema Homeoffice und das diesbezügliche Anspruchsdenken Einiger jedenfalls krasse Blüten. Ich kann jeden Arbeitgeber verstehen, der es einschränkt.
–
> “Warum ist es unbezahlte Zeit, zur Arbeit zu fahren und kann man mit der Zeit nicht sinnvolleres anfangen?”
Ein Gedanke dazu: Der Arbeitgeber kann weder etwas für Ihre Entfernung zur Arbeit, noch für das Fortbewegungsmittel oder dessen Geschwindigkeit.
@Christian:
Vielleicht hat nur (endlich) mal ein Umdenken statt gefunden. Wer hat eigentlich festgelegt, dass ICH in Vorleistung gehen muss, um meine Arbeitskraft zu verrichten und Geld zu bekommen. Warum ist es unbezahlte Zeit, zur Arbeit zu fahren und kann man mit der Zeit nicht sinnvolleres anfangen?
Der AG möchte mit mir Geld verdienen, also sollte er auch alles übernehmen, damit ich ihm beim Geldverdienen helfen kann.
Ganz so weit sind wir noch nicht, aber es wird.
@Namensvetter: Wir haben ungefähr 30 Jahre allgemeine Verfügbarkeit des Internets, inkl. Chatrooms und ICQ und was es alles gab. Und schon immer wurde sich im Netz geduzt, insb. wenn sich jemand mit seinem Vornamen als Alias anmeldet. Selbst im echten Leben ist das Sie so gut wie verschwunden und dem freundlichen Du gewichen.
Aber gut Herr Sebastian. Dann eben Sie.
Zu DHL: Ja man kann ja auch einfach nicht zur Tür gehen, oder den Postmenschen laut brüllend bitten, doch die 30 Minuten zu warten, bis das JourFixe vorbei ist. Mal sehen , ob das von Erfolg gekrönt ist. Wo ist denn da der Sittenverfall, 40 Sekunden zur Tür zu gehen? Man muss ja nicht kommentarlos aufspringen, man kann sich auch höflich entschuldigen.
Das man nicht während des Meetings zur Waschmaschine dackelt dürfte auch klar sein.
Sebastian, sehe ich wie Sie.
Entweder eine Art von Sittenverfall, oder auch einfach nur unheimliche Ineffizienz, die sich zum Nutzen der Bequemlichkeits- oder ‘alibihaft’ Worklife-Balance etabliert hat.
(Das Thema Energie sehe ich gar nicht so.)
In vielen Branchen ist das mittlerweile gang und gäbe, da die Arbeitgeber letztendlich gezwungen werden durch den Fachkräftemangel.
Selbst sehe ich, dass das Arbeiten im Team mit solchen Kollegen schwer ist. Man kann nicht einfach mal ins Büro nebenan gehen, und sich in Echtzeit kurz austauschen, oder einen Plan vor die Nase halten und etwas zeigen.
Man muss ein Meeting vereinbaren, oder anrufen, Glück haben, dass derjenige nicht gerade Wäsche wäscht. Es ist sehr viel mehr ineffektive Abstimmung zum Arbeiten nötig.
Wie sollen sich arbeitende Menschen effizient miteinander synchronisieren, wenn jeder andere Zeiten hat und Pausen macht?
Da ist Gleitzeit schon eine Herausforderung, wenn die Gen Z früh um 6 anfängt, und man ab 12 niemanden mehr ansprechen kann.
Ich wäre für eine strikte Begrenzung von Homeoffice in bestimmten Branchen auf max. 2 Tage pro Woche.
Hallo baschti,
ist nicht böse gemeint, aber wir sind nicht per Du.
–
Mit PV ist es natürlich eine andere Sache. Wenn die dann zu ihren Spitzenzeiten ihre 600 W erzeugt, dann kommt wahrscheinlich mehr dabei raus als zu dem Zeitpunkt verbraucht wird. Was die Reisekosten angeht, ist es bei mir wiederum so, dass ich meistens Rad auf Arbeit fahre, und diese Kosten nicht ins Gewicht fallen. Insofern ist Homeoffice für mich etwas teurer, auch wenn wir über “erträgliche” Summen reden. Über die Steuer kommt ja auch noch was wieder zurück.
–
> “Und im Büro verquatscht man sich an der Kaffeemaschine oder im Flur.”
Das stimmt als Fakt an sich, kann aber unmöglich ein Gegenargument sein für unterbrochene Telebesprechungen aus dem Homeoffice.
Erstens wird dieses “Verquatschen” so hoch geschätzt, dass es mittlerweile die erwähnten virtuellen Kaffeerunden gibt, um ein bißchen was davon abzufangen was verlorengeht an Sozialem, was das gelieferte Paket nun mal nicht tut als Funktion.
Und zweitens ist es eine völlig andere Situation: Niemand steht in echt im Konferenzraum auf und quatscht mal kurz mit jemandem, der auf dem Gang vorbeiläuft, und lässt mich dabei blöde sitzen. Dieses “DHL ist mir wichtiger als unsere Besprechung” ist eine wirklich seltsame Sache, die in echt meiner Meinung nach keine Entsprechung hat, sondern einfach nur Sittenverfall ist.
> Allerdings sind (in meinem Fall) 20-30 % mehr Stromverbrauch im Jahr durch bei mir betriebene IT-Technik, Wasserkocher und Herd ein bißchen die Kehrseite.
Das hat sich bei mir nicht gezeigt, insb. weil am Tage eh die PV läuft, also der Stromverbrauch marginal ist. Außerdem fällt das bisschen Strom gegenüber der Reisekosten nicht ins Gewicht. Im Gegenteil, da ich am Tage beispielsweise Waschen kann (und draußen aufhängen), spare ich sogar Strom.
> Es kommt nicht selten vor, dass Kollegen eine Telebesprechung unterbrechen, weil gerade DHL an der Türe klingelt. […]
Und im Büro verquatscht man sich an der Kaffeemaschine oder im Flur. Niemand kann 8 Stunden produktiv sein, man braucht (kurze) geistige Pausen um sich zu sammeln. Waschmaschine befüllen ist doch dafür auch ok.
Beim sozialen Aspekt bin ich geneigt, dir zuzustimmen, aber unter der Einschränkung, dass das für einige schlimmer und für andere weniger schlimm ist. Außerdem gibts ja noch Unternehmenschat oder Betriebsversammlungen oder virtuelle Kaffeerunden. Zumindest bei uns.
> “Die Erfahrungen sind durchweg positiv,…”
Dieses Urteil scheint dann doch etwas einseitig. Positiv ist, dass man größere Bewerberkreise ansprechen kann als Firma, wenn der Arbeitsort nicht eingegrenzt ist. Positiv für den Angestellten ist, dass er Zeit und Geld spart für Pendelwege der Arbeit wegen. Allerdings sind (in meinem Fall) 20-30 % mehr Stromverbrauch im Jahr durch bei mir betriebene IT-Technik, Wasserkocher und Herd ein bißchen die Kehrseite.
Und was die Effizienz angeht, auch dort gibts die ganze Bandbreite. Es kommt nicht selten vor, dass Kollegen eine Telebesprechung unterbrechen, weil gerade DHL an der Türe klingelt. Inzwischen wird auch gern mal beim Rückruf gesagt, dass die Waschmaschine eben fertig wurde und man deshalb nicht ans Telefon gehen konnte. Beides, und mehr dieser Art, wird zunehmend weniger verschämt geäußert, es etabliert sich also. Die Leute, die nicht im Büro, sondern vor Ort arbeiten, bekommen das mit und so vertieft sich weiter die Spaltung in white und blue collar.
Davon abgesehen, dass Belegschaften durch ausbleibenden “Kaffeeschwatz” nebenbei nicht gerade zusammenwachsen. Wenn einer ganz woanders arbeitet und sich nie sehen lässt, dann ist es eigentlich eine anonyme Kollegennummer. Da gibts dann auch keine Urlaubsrunden oder ähnliches, wo man mal ein bißchen was lernt über Leute, mit denen man die meiste Zeit des Tages zu tun hat.