Die noch ausstehenden Räumungsklagen gegen Bewohner*innen der Eisenbahnstraße 97 wurden fallengelassen. Außerdem: Vielerorts wird mit den Folgen des starken Unwetters am gestrigen Sonntag gekämpft und die Mitglieder eines israelischen Orchesters, welches zum Bachfest in Leipzig aufspielte, sind vorerst in der Stadt gestrandet. Die LZ berichtet, was am Montag, dem 16. Juni 2025, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Graffiti und eingeschlagene Scheiben
Die Leipziger Polizei berichtete heute von zwei ähnlichen Fällen: In den frühen Morgenstunden des heutigen Montags, gegen 1 Uhr, beschädigten bisher unbekannte Täter*innen mehrere Scheiben des Gebäudes der Agentur für Arbeit in der Georg-Schumann-Straße in Leipzig-Möckern. Sie besprühten außerdem die Fassade des Gebäudes mit einem etwa zwei mal vier Meter hohen Graffito.
Etwa eineinhalb Stunden später, gegen 2.25 Uhr, wurde die Polizei in die Könneritzstraße in Schleußig gerufen. Hier hatten Unbekannte Steine gegen die Fenster einer Bankfiliale und besprühten die Hauswand mit einem etwa ein mal zwei Meter großen Grafitto mit politischem Bezug.
In beiden Fällen wurde lila Farbe benutzt. Der entstandene Sachschaden ist laut Polizei noch nicht beziffert. Es laufen nun Ermittlungen wegen Sachbeschädigung.
Räumungsklagen gegen E97 fallengelassen
Die Bewohner*innen der Eisenbahnstraße 97, auch bekannt unter dem Kürzel E97, haben einen Etappensieg errungen: Laut einer Pressemitteilung hat der Eigentümer des Hauses alle noch ausstehenden Räumungsklagen zurückgewiesen. Seit April waren vor dem Amtsgericht Leipzig drei Räumungsklagen verhandelt und zurückgewiesen worden. Nun ist auch die Frist für eine Berufung verstrichen.
„Vielleicht kann das Urteil dem Vermieter ein ganz einfaches Prinzip ins Gedächtnis rufen: Man kann sich nicht alles erlauben, nur weil man Eigentum hat! Ein Hauskauf ist kein Freifahrtschein für Schikane. Mietverträge gelten trotzdem und Sanierungsvorhaben sind kein Grund, Menschen langfristig aus ihrem Zuhause zu werfen!“, so die Bewohner*innen und Unterstützer*innen der E97.
Weiterhin heißt es aber auch: „Für uns wird es in Zukunft weiterhin darum gehen, notfalls vor Gericht darauf zu bestehen, dass Hauseigentümer Pflichten zu erfüllen haben. Und nachdem wir 5 Monate ohne Warmwasser, Gewitter ohne gedecktes Dach, Kündigungen, Räumungsklagen, Drohszenarien, langsam arbeitende Gerichte, Lärmbelästigung, Wasserschäden, Kellerräumung und nicht angekündigte Bauarbeiten überstanden haben, ist hoffentlich klar: Wir lassen uns nicht vertreiben!“
Seit nunmehr fast zwei Jahren spitzt sich die Lage vor Ort zu. Die ehemals im Erdgeschoss des Hauses befindliche Kneipe „Goldhorn“ musste nach der Kündigung durch den Hauseigentümer bereits im September 2024 dichtmachen. Den Bewohner*innen wurde unter anderem für Monate die Grundversorgung gekappt.
Unwetterschäden
Nach heftigen Unwettern in weiten Teilen Deutschlands am gestrigen Sonntag, kämpfen viele Regionen mit den Folgen. Durch Sturmböen, Starkregen und Hagelschauer wurden Teilen Thüringens, Sachsens und Bayerns Straßen unterspült, sodass auch einzelne Autos weggeschwemmt wurden.
Im Erzgebirge beispielsweise musste die Strecke für die Bahn gesperrt werden, zahlreiche Keller wurden überschwemmt, das Stromnetz zeitweise unterbrochen. Auch am heutigen Montag waren ortsweise noch starke Regenschauer erwartet worden.
Bachfest, S-Bahn-Kürzungen und „Lebende Skulpturen“
Worüber die LZ berichtet hat:
Pack die Koffer Kind, wir ziehen zu Opa aufs Dorf: Der FRONTEX Leitfaden zur Rückkehr
Freudige Botschaft zum Bachfest: Michael Maul erhält den Gleim-Literaturpreis 2025
Reparaturbonus auf der Streichliste: Leipzigs Grüne fordern den OBM zum Aktivwerden auf
Noch kein Ende im Prozess gegen Ex-Stadtrat Jürgen Kasek: Verteidigung sieht Richterin als befangen
G7-Gipfel und SED-Unrecht
Was heute außerdem wichtig war: Das Sächsische Justizministerium gab heute bekannt, dass ab dem 1. Juli das neue SED-Unrechtsbereinigungsgesetz in Kraft. Damit soll es Opfern politischer Verfolgung in der ehemaligen DDR leichter gemacht werden, Gerechtigkeit und Entschädigung zu erlangen.
In Kanada hat heute der Gipfel der G7 begonnen. Dazu kamen in die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und der USA zusammen. Einschließlich bis zum morgigen Dienstag wird es bei dem Treffen unter anderem um die Entwicklungen in der Ukraine sowie im Nahen Osten gehen.
Mitglieder des Galilee Chamber Orchestra aus Nazareth in Israel können nach einem Konzert, dass sie am Samstag anlässlich des Bach-Festes gegeben hatten, vorerst nicht zurück nach Haus. Nach beidseitigen Attacken zwischen Israel und dem Iran am Samstag sind vor Ort die Flughäfen gesperrt.
Gedenken der Opfer des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953
Was morgen passieren wird: Am morgigen 17. Juni jährt sich der Volksaufstand von 1953 in der ehemaligen DDR. Damals gingen in über 700 Städten und Gemeinden mehr als eine Million Menschen auf die Straße, um für freie Wahlen und bessere Lebensverhältnisse zu kämpfen. Die Aufstände und Massendemonstrationen wurden zum Teil blutig niedergeschlagen. Die Bilanz des 17. Juni 1953: Mindestens 55 Menschen wurden getötet oder von der DDR-Justiz zum Tode verurteilt, mehr als 15.000 Bürger kamen in Haft.
Auch in Leipzig wird zum Gedenken aufgerufen. Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. lädt um 16 Uhr zum Gedenken an die Opfer des 17. Juni 1953 an der Gedenktafel in der Straße des 17. Juni ein. Nach einem Grußwort des Leiters der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Tobias Hollitzer, wird der Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums der Stadt Leipzig in diesem Jahr die Gedenkrede halten.
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Keine Kommentare bisher