Das 32. Wave Gotik Treffen ist vorbei. Die Veranstalter konnten die Besucherzahlen leicht steigern. In diesem Jahr haben 19.000 Besucher/-innen Bändchen gekauft. Laut dem Veranstalter sind für die Steigerung einige neue Programmpunkte des WGT zumindest mitverantwortlich. Ob allein der Hofball im Markkleeberger Parkschlösschen für die Steigerung verantwortlich war, wie es die Kolleg/-innen beim MDR vermuteten, wage ich zu bezweifeln.

Vielmehr erschien das Musikprogramm in diesem Jahr breiter aufgestellt als die letzten Jahre und hatte mit der britischen Indieband New Model Army ein echtes Highlight zu bieten, das auch weit über die schwarze Szene hinaus strahlte. Aber auch Bands wie Silke Bischoff oder das Dark-Wave Urgestein Witt gebucht zu haben, kann für die Veranstalter kein Fehler gewesen sein.

Alphaville zu buchen, war für mich eine Überraschung und zeugt schon beinah von Humor, angesichts des größten Hits der Band. Alphaville hätte wenigstens für mich auch beinah besser zum anderen großen Ereignis zu Pfingsten in Leipzig gepasst. Denn Stadtfest war ja auch mal wieder.

Was bei einigen WGT-Besucher/-innen, mit denen ich sprach, durchaus gemischte Gefühle auslöste.

Momente des Fremdelns

Man mag in Leipzig zu Pfingsten dann doch gern, dass es schwarzbunt ist statt poppig-bonbonfarben. Dennoch gab es – wie zu erwarten war – zwischen WGT-Besucher/-innen und Stadtfestpublikum hin und wieder Momente des deutlichen Fremdelns.

Wenn ein älterer Herr mit deutlich anhaltischem Akzent von seiner Begleiterin darauf hingewiesen werden musste, dass zwei Menschen mit Teufelshörnern und großen Engelsflügeln harmlos seien und sich eher auf dem Weg zu irgendeinem Konzert oder Vortrag befänden, statt eine Schwarze Messe zu bereichern. Der ältere Herr nahm die Information mit Skepsis hin.

Ob es nötig ist, dass man zum x-ten Mal Sebastian Fitzek nach Leipzig zum WGT holt, um einen seiner Thriller vorzustellen, darüber gab es auch 2025 so geteilte Meinungen wie die Jahre zuvor. Außerhalb seiner Auftritte zum WGT zeigt er bislang eher keine persönliche Verbindung zur dunklen Szene. Aber für eine Meldung in der erweiterten Lokalpresse ist Fitzek allemal gut.

Die eigenen Helden der Literatur

Doch was Literatur betrifft, da hält sich der Kern der Szene immer noch an ihre eigenen Helden wie Christian von Aster, der auch dieses Jahr zum WGT außerordentlich gut beschäftigt gewesen war: von der Lesung nach dem Leichenwagenkorso bis hin zur Vorstellung eines zusammen mit prominenten Kolleg/-innen, wie Bela B., Isa Theobald oder Markus Heitz verfassten Bandes über Glanz und Elend der Vampire, die zweifellos den Dauerbrenner unter dem Bestiarium der Gruftis abgeben.

Spannender als Fitzek für die Szene waren da Konzepte, wie ein international gut besetztes Gespräch über Einflüsse von Industrial und Dark Wave auf die weltweit populären Phänomene von Drag und Burlesque.

Unkenrufe und Einlasskriterien

Die Unkenrufe von der Überalterung der Szene blieben auch beim 32. WGT nicht aus. Obwohl ich persönlich ihnen nicht so ganz zu folgen vermag, angesichts der doch erstaunlich vielen unter dreißigjährigen Bändchenträger/-innen, die mir persönlich auf meinen Streifzügen durch die Festivalnächte (und weniger) Tage begegneten.

Eine gute Neuerung war ganz sicher der Kinderbereich zwischen Heidnischem Dorf und WGT-Zeltplatz, der gut angenommen worden sein soll.

Auch das wie alle Jahre wieder: Die Einlasskriterien für die große Fetisch- und BDSM-Party namens Obsession Bizarr im Volkspalast waren angeblich zu hart oder zu ungenau. Dafür sei das Showprogramm umso besser gewesen, so hört man jedenfalls.

Die dunkle Messe für dieses Jahr in Leipzig ist gelesen.

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